Dienstag, 10. Januar 2017

Aller Anfang ist schwer

Los geht's,
es muss ja jeder was zu sagen haben. Die letzten Jahre habe ich so viele Blogs gelesen.. Die meisten wohl übers Laufen aber auch Food Blogs oder Mode Blogs waren dabei. Ich weiß noch nicht genau was dass hier wird. Ich will nicht nur über Laufen oder Essen bloggen. Ich hatte die Idee darüber zu schreiben warum diese zwei meiner Lieblingsdinge mit meinem Beruf so schwer kompatibel sind und dass es sich lohnt sie trotzdem zusammen zu bringen. Pflege von anderen bedeutet in erster Linie auch Pflege von sich selbst, sonst geht man dahin, oder unter, oder auseinander oder aber man jammert und schimpft.. All dass will ich nicht, lest selbst..

4 Jahre ist es nun her dass es bei mir klick gemacht hat. Vom abnehmen zum Sportler zur Ernährungsberaterin, immer hungrig, immer am schuften. Ich habe viele Menschen getroffen die auch viel abgenommen haben, aber alle durchleben einen geregelten Tagesablauf. Es muss doch auch Pflegekräfte geben die sich damit auseinander setzen?! Seit Jahren beobachte ich gegenteiliges. Mir ist klar dass es auch viele Krankenschwestern mit gesundem Essverhalten gibt aber ich bin keine gewesen. Und vorallem in dem Bereich in dem ich arbeite ist es mir besonders schwer gefallen nicht zuzunehmen.

Ernährung fängt schon nach der Geburt an, da lief wohl noch alles normal für mich aber schon im Kindergartenalter als meine Eltern beide voll Berufstätig waren spürt auch ein Kind diese Unregelmäßigkeit. Frühstück gab es eigentlich grundsätzlich nie. Bei meinen Großeltern wurde Kuchen in Kaffee getunkt und bei meiner Mutter (auch Krankenschwester) gab es mal Müsli aber alles eher sporadisch, denn es fehlte die Regelmäßigkeit. Schichtdienst und Regelmäßigkeit sind nunmal nicht gut auf einen Nenner zu bringen. Ein schönes reiches Frühstück wie ich es heute jeden Tag zu mir nehme in Gemeinschaft (ob im Beruf oder Zuhause) gab es nicht. Klar haben wir mal ein Brot zusammen gegessen, aber das wurde zuvor zwischen Schneidbrett und Kühlschranktür geschmiert. Man sparte sich auf für das Heilige Mittagessen. Zumindest bei meinen Großeltern war dies traditionell um 12 Uhr mittags. Landwirte essen zwar auch Salat aber nun mal mit Schweinebauch. Oder Kartoffeln auf jedenfall mit Bratensoße. So ging das jeden Tag, wenn ich bei meinen Großeltern war. Wenn meine Mutter frei oder post Dienst war haben wir zuhause gegessen oder eben zusammen bei meinen Großeltern. Abends gab es das berühmte Vesper. Reichlich Hausmacher Wurst mit Gurke und Tomate auf dicken frischen Brotscheiben und Butter. Wie man merkt mir hat es geschmeckt :)

Wenn mein Vater da war gab es dann noch Ausflüge nach little America. Fast-Food-Time, aber natürlich zu mittag. Morgens gab es manchmal Omelette oder Ham, Cheese and Egg-Sandwich. Lauter gute Sachen von Menschen die nur das beste für mich wollten. Solange ich ein Kind oder auch Jugendliche war konnte sich durch den erhöhten Kalorienverbrauch wohl noch alles in Grenzen halten aber als ich zunehmend selbstständiger wurde und mobiler (wohlgemerkt mit Auto, Sport war nie so meins) ging ich dann selbst auf Fast-Food-Ausflüge. Wie schön dass alles noch war, als man sich keine Gedanken machen musste, alles was ich gegessen habe, war erlaubt.. immer, und in jeder Menge.


Als ich aber 20 wurde nahm das alles überhand. Sportlich war ich noch nie aber ein sporadisches Volleyball spielen oder anderer Schulsport bewahrten mich vor dem überquillen. Mit 20 entdeckte ich, wie schön es war mit dem eigenen Geld essen zu gehen, mit meinem neuen Freund (Sebastian) in der Stadt Nahrungsmittel zu kaufen und dann überschwänglich zuzubereiten (Liebe geht durch den Magen). Diese ganze Geschichte, alles was ich jetzt schreibe ist ein Bruchteil von jenem was ich sagen will. Zu oft habe ich darüber nachgedacht und viel zu  oft habe ich es erzählen müssen. Ein kleiner Teil meines Traumas dass wohl jeder Mensch mit sich rumträgt. Natürlich tischt man gerne groß auf, mein Trauma beschränkt sich auf eine Essstörung, die zwar nie richtig diagnostiziert wurde aber voll ausgelebt. Essen bis zum Erbrechen, Erbrechen vor lauter Nervosität. Zwar verschwand das Erbrechen von alleine als ich ins Jugendalter kam, trotzdem nutzte ich dass Essen. Essen zaubert Gefühle und immer wenn wir uns gut oder schlecht fühlen oder fühlen wollten kann man dies mit Essen beeinflussen oder heraufbeschwören.

Mit 26 als ich mit Sebastian den Gipfel dessen was Essen anrichten kann erreicht hatte wurde uns klar dass es so doch nicht weiter gehen kann. Fast 100 kg (ich konnte nicht auf die Waage, zu schmerzhaft war es) haben wir jeweils mit herumgetragen. Die Motivation begann fast zeitgleich mit unserer Hochzeit 2012. Mein Cousin Marty und seine Frau Jenn folgten der Einladung. Bewundernswert, viele schlechte Tage gehabt und zusammen so viel gutes erreicht. Sie brachten Ernährung für uns in ein neues Licht, denn Sie konnten Essen was sie wollten, denn Sie Liefen.. Weit, schnell, - Marathon... Mensch, ich war so beeindruckt. Leider sind Hochzeitsfeiern zu kurz und irgendwann muss jeder wieder nach Hause. Dieses nach Hause gehen bedeutet leider für die Hälfte meiner Familie eine weite Reise über den Atlantik. Ich versuche nicht so oft darüber nachzudenken wie weit es ist..
Der Anfang war gemacht, Sebi und ich hatten Einsicht.. Wir wussten da muss was passieren..aber wie?.. Ein paar Monate später fing eine Arbeitskollegin und Partner mit Weight Watchers an. Sie erzielten viele Erfolge und veränderten Sich so schnell. Es schmolz einfach alles dahin. Es schien irgendwie so einfach und wir dachten, irgendwie muss es doch auch für uns funktionieren.

Wir zählten also Punkte.. am 7.11.2012 gings los. Lieber Gott ich hab noch nie so viel geweint, ich weinte weil ich zum ersten mal in meinem Leben eine Grenze für Essen hatte. Da war diese Zahl und die galt es nicht zu überschreiten. Abends um 18:00.. das Maß war voll.. ich wollte Schokolade..jetzt, sofort und viel. Aber Sebi und ich übten uns in Disziplin und so wurde es was es heute ist. Gesundes Essen, mittlerweile auch vegetarisches Essen, bewusst Essen, Viel Essen, Viel Sport aber immer noch viel Schichtarbeit. Und es geht, man braucht anstatt einem Tagesplan - 4 Pläne.. Frühdienst, Spätdienst, Nachtdienst, Frei. Jeder Tag hat seinen Rhythmus und Essen steht bei mir ziemlich oben. Schon immer.


Wenn ich so schreibe fällt mir auf, dass ich schon früher hätte schreiben sollen. Der Mensch der ich heute geworden bin, ist es leid diese alten Kamellen heraufzuholen. Aber Sie gehören dazu und irgendwie bin ich auch ein kleines bisschen Stolz. Stolz dass ich das geschafft habe und da bin, wo ich heute bin.

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