Montag, 23. Januar 2017

Kraft

Kraft


Ich habe schon immer gern geschrieben, Bücherweise Blankoseiten gefüllt. Man kann sich ausdrücken - egal wie - die Zeilen verzeihen jegliche Ungereimtheiten.


Mein Ernährungskurs ist nun zuende, ich bin Ernährungsberaterin. Was mach' ich nun damit? Schwer - so unendlich schwer. Mein Mann sagt: "Du kannst es doch nicht umsonst gemacht haben?" Da hat er recht. Umsonst war es nie. Für mich gilt Lebenslanges Lernen. Wer aufhört zu lernen, hört auf zu Leben.
Jobwechsel, Selbstständigkeit - viele Dinge schwirrten in der letzten Zeit in meinem Hirn aber letztendlich würde es meine Situation nur bedingt ändern, macht es den Pflegenotstand besser wenn alle gehen?
In diesem Zusammenhang komme ich auf Jahresvorsätze zu sprechen.. Wer hat einen? Habt Ihr Ihn immer noch? Ich hatte zunächst keinen - aber jetzt..


Man kann nicht einfach davon laufen! Das ist nun mein Vorsatz. Was bringt es der Pflege wenn wir kündigen, studieren, wechseln, oder sonst wie abhauen.. flüchten hilft nicht. Es führt nur dazu dass die Politik wie z.B. jetzt Manuela Schwesig verlauten lässt wie dankbar doch alle für die leisen Heldinnen und Helden des Alltags sind. Die Pflege muss LAUT werden. Wenn alle gehen, werden wir weiter die leisen sein, die niemand hört. Ich will nicht leise sein.
10 Jahre bin ich da, sage auch gerne, meine Station. Sie gehört mir nicht - aber die Erfahrungen die ich dort gesammelt habe - so viele wertvolle Dinge, die ich dort gelernt habe. Mein Wissen dass ich bis jetzt gewinnen konnte und die tollen Menschen die dort arbeiten sagen mir: Optimistisch bleiben - dran bleiben - nicht weglaufen. Stark bleiben, gesund bleiben und das machen was ich kann. Pflegen, behandeln, anleiten, verstehen, kommunizieren und manchmal auch streiten. Aus Streit entsteht was neues, meist etwas gutes.




Man lernt einen Beruf normalerweise weil man sich diesen aussucht, weil man überzeugt davon ist, dass dies das richtige ist. Ich muss zugeben ich habe abgeschaut. Meine Mutter ist auch Krankenschwester und irgendwie bin ich auch damit groß geworden, zwar habe ich auch Praktikum im Kindergarten gemacht aber die Wahrheit ist, ich wollte das machen was Mama so gut konnte. Ich war schon immer beeindruckt von Ihrer starken selbstbewussten Art alles irgendwie hinzukriegen. Stundenlang mit Bleistift und Radiergummi Dienstpläne zaubern..

(mein Amerika-Gen schlägt gerade durch) ;) emotional kann ich eben .. ;)

Eine einzige Bewerbung an das Krankenhaus hier um die Ecke hat es gebraucht, ich wurde sofort als Azubi eingestellt und ich war glücklich. Ich kann das, ich will das!
Ich merkte schon während der Ausbildung dass es mir Spaß macht, dass ich gute Bewertungen und Noten hatte, dass ich Lob empfing.. Da muss was dran sein.
Wie war das bei euch? Warum habt Ihr euren Weg so gewählt?



Nach meiner Ausbildung wollte ich etwas anderes sehen, ein größeres Krankenhaus musste her, gerade um die andere Ecke - die 2. Bewerbung in meinem Leben und auch da brauchte es keine weitere. Kardiologie wählte ich bewusst. Ich kannte mich aus mit dem Herz -  Bruderherz -  und ich wollte mehr davon. Herzen gehören zu meinem Leben und ich wollte Sie verstehen.
Wie man also hört ist die Pflege ziemlich präsent bei uns. Mutter, Tante 1, Tante 2, Zahntechnische Ass., Medizinische Fachangestellte, auch mein Vater hat in der U.S. Army als Logistikspezialist im Medizinischen Bereich gewirkt und immer mit verschiedenen Kliniken auf unserem Erdball zu tun gehabt. und es hält an.. Gerade ergreift wieder jemand in meiner Familie die Chance auf eine Verbesserung des Pflegeberufs. Eine Seuche sollte man meinen. Ich könnte beinahe selbst ein Krankenhaus eröffnen.

Um nun jeden Tag die Kraft aufzubringen mich selbst an diesen Vorsatz zu erinnern hilft mir gesundes Essen - das heißt nicht einfach Apfel und Banane, sondern Vitamine, Energiespender - aber auch Seelentröster. Letztere wohl in dosierter Form - aber ich habe gelernt, auch das reicht.
Natürlich lebe ich nicht nur von Haferflocken und Joghurt so wie manche Arbeitskollegen von mir schon denken müssen. Im Krankenhaus habe ich aber gelernt dass es einfacher ist eine Schüssel auszulöffeln als ein Brot zu schmieren (Prioritäten setzen muss man auch in der Pause, man hat doch keine Zeit ;)). Gesunde Mahlzeiten aus Schüsseln, wie beim Pflegefall - man passt sich eben an :).


Klar kann also Haferflocke und Co. für das Überleben einer laufenden Krankenschwester positiv sein. Meine 8 Std.-Verpflegung setzt sich wie folgt zusammen:

Zarte Haferflocken mit Mandel-Vanillemilch (oder andere (Pflanzen-) Milch)
Joghurt mit frischen (oder TK-) Früchten (manchmal auch Honig, Agavensirup oder Ahornsirup)
2-3 (!) Äpfel (oder anderes Obst)
1 Banane

Für viele ist dies wohl etwas langweilig. Mir hat es geholfen immer das gleiche zu essen, denn so entwickelt man Routine darin tagtäglich seine Lunchbox zu packen. Ich mache mir nicht mehr viele Gedanken darüber und brauche keine Bäckertüten oder Salatpackungen aus dem Supermarkt. Gesunde Gewohnheiten helfen dabei Druck abzubauen. Durch meine eingespielte immer gleiche Pausenmahlzeit muss ich nicht daran denken welche Tankstelle ich anfahren muss oder was es wohl in der Cafeteria heute gibt. Eine solche Planung verhindert Heißhunger. Der, der uns schwach macht,  und der, der uns zum Süßkram greifen lässt.

Ab und an schön essen gehen und ordentlich zuschlagen bei der einen oder anderen Geburtstagstorte ist natürlich auch drin  aber es wurde zur Belohnung z.B. zu besonderen Jahrestagen. Veränderung bringt solche Tage mit sich. Es gibt nicht mehr nur den Hochzeitstag und den Geburtstag. Es gibt den Tag an dem wir begonnen haben abzunehmen und dann gibt es noch den Tag an dem wir angefangen haben zu laufen. Muss alles gefeiert werden. :) Wenn dann diese Tage alle da waren muss man dafür sorgen dass es weitere gibt  - deshalb laufe ich gerne LANG, z.B.  19 km nach einem kurzen Schläfchen nach dem Nachtdienst. Ich kann einfach nicht fassen dass ich sowas kann ;), also muss ich es feiern.



Ich habe Jahre gebraucht um festzustellen was ich brauche um dem Alltag auf Station gerecht zu werden. Man muss es auch einfach mal aushalten. Wenn man aber nach Hause kommt und alles ausgehalten hat muss es weiter gehen. Der Ballast muss weg - weit weg.. also Laufschuhe schnüren und los - die letzten Tage erst habe ich dazu genutzt - Schnee ist nicht hinderlich - es gibt ja Schuhspikes. Der öde Spruch mit der falschen Kleidung bei Ekelwetter ist zwar ausgelutscht aber er ist wahr. Schönes Wetter kommt von ganz alleine. Wenn ich dann auf meine Uhr schaue und da steht wieder irgendwas zweistelliges, freu ich mich. Eigenlob stinkt nicht. Es ist auch nötig. Ich beobachte oft dass die Menschen vor lauter Aushalten und Erschöpfung schlecht zu sich selbst sind - und damit auch manchmal zu anderen. Wie du mir, so ich dir - habe ich noch nie gut gefunden. Man muss Herr über sich selbst sein, sich selbst kennen - sich nicht von der Umwelt leiten lassen, wenn es noch so schwer scheint. Lobt euch, selbst wenn es nur dafür ist, dass Ihr die Schokolade liegen gelassen habt.

Man hat nur ein Leben und man muss Kraft dafür aufbringen. Manchmal jeden Tag. Manchmal vielleicht auch mehrmals am Tag. Dann ist es aber auch so wie man es selbst will!



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