Ist denn alles zu spät?
Ich unterschrieb kürzlich einen Brief der Initiative "Pflege in Bewegung" der an die Regierung weitergeleitet werden soll. Wohlgemerkt an eine Regierung die noch immer nicht weiß mit wem sie regieren will und wo es überhaupt hin geht. Irgendeine von diesen Parteien wird doch wohl mal fähig sein ein Zusammenkommen möglich zu machen. Wir wollen doch alle vor allem eins, Demokratie.
Eine Demokratie die Sicherheit und soziale Gerechtigkeit möglich macht.
2018 - hochtechnologisch, medizinisch auf dem Fortschritt, gesellschaftlich zwar schwankend, was wir wohl alle durch die "Flüchtlingskrise" mitbekommen haben, sieht man nun, dass unsere "moderne" Gesellschaft etwas mehr weitsicht verdient hätte.
Statt Chancen zu sehen und positives Anzupacken, sah, und sieht man immer noch viel Ekel - Ekel in den Köpfen der Menschen, die sich erlauben über andere zu urteilen und meinen, sie seien im Recht.
Dieser egoistische Ekel den ich immer wieder feststelle, der mir entgegenkommt, vor allem in den unendlichen weiten der "sozialen" Netzwerke, die nun auch missbraucht werden für das, was die Menschen öffentlich sich nicht zu sagen trauen. Dieses "Hinten rum" wie es sich heute nun in "Freundesplattformen" für alle zugänglich macht, macht aus den Menschen rückschrittliche Gestalten. Menschen die überall den "Senf" oder "Ketchup" dazugeben müssen um in der breiten Masse Gehör zu finden ohne darüber nachzudenken, was sie mit ihren Statements in den Seelen und Köpfen betroffener Menschen anrichten. Minderheiten, ein Wort das geschaffen wurde um andere sozial abzugrenzen.
Natürlich sollte man Straftäter für unrecht getanes belangen, auch ich sehe da sogar Aufholbedarf was die strenge der Konsequenzen für Straftaten direkt an anderen Menschen angeht. Ich glaube sogar zuvor schon dieses Thema angesprochen zu haben.
Das Uralte Schubladendenken. Ich bin dafür, dass man dies selbst in eine stecken sollte. Kein Mensch verdient in diese gesteckt zu werden, die Schublade, die vorprogrammiert, was du bist, für was du stehst, und das unwiderruflich.
Die Pflegeschublade ist auch eine solche.. Zwar kommen nun auch immer mehr männliche Exemplare hinzu, trotzdem ist sie ein sehr Frauenlastiger Beruf. Pflegekräfte wollen doch alle nur helfen, nett sein, immer zur Stelle sein, lächeln, Dinge möglich machen, die gar nicht zur Pflege gehören, Tätigkeiten von jeder Berufsgruppe außen rum noch mit übernehmen, und vor allem aber soll sie es machen ohne zu demonstrieren. Die Klischees die über die Pflege herrschen, auch solches sie würde sich nur mit den Exkrementen der Menschen beschäftigen müssen widern mich an. Stellt euch nur kurz vor wenn wir uns nicht mit Inkontinenzmaterial auskennen würden. Dann könnte die Menschheit komplett einpacken, will ja niemand zugeben wie wichtig Intimpflege ist. Tabus noch und nöcher die niemand besprechen will aber die Basis unseres Seins ausmachen. Da haben wir die Schublade. Man darf sie immer mit "Du" ansprechen, und wie ein Dienstmädchen behandeln. Auch wenn die Menschen dass vielleicht (hoffentlich) nicht so meinen - so fühlen wir uns. Wie Handlanger der anderen Professionen und wie jemand der anderer Menschen Dreck wegräumen soll. Was wir für wirklich Hilfebedürftige auch gerne tun, aber nicht für alle anderen Berufsgruppen..
Es gibt sogar mittlerweile "Kekshierarchien". Nicht nur dass die Pflege völlig ausbrennt, alleine gelassen wird (welches ich öfter schon beruflich thematisierte), ihre gewohnten Aufgaben nicht mehr annähernd zufriedenstellend beenden oder ausführen kann, da wir Aufgabengebiete von allen möglichen Berufsgruppen übernehmen (müssen), statt unsere eigenen Aufgaben die wir mit Hingabe und viel Mühe in 3 Jahren Ausbildung mit allem möglichen Schnick Schnack erlernen und vertiefen mussten.
In der freien Wirtschaft gibt es sie auch, diese "Kekshierarchien", nun, wenn das schon so anfängt dann hätte ich gerne überhaupt keine Kekse, für niemand. Der Gedanke verschiedenen Ebenen einer Firma verschiedene Qualitäten von Keksen (ja ernst) anzubieten übersteigt meine Auffassung von Wertschätzung für einen Mitarbeiter. Die "Kekshierarchie" kann man auf beliebige Situationen ausweiten.. Die Polster von Stühlen, die Echtheit von Pflanzen, sie steht nur stellvertretend für die Art wie Unternehmen geführt werden und welche Charakterzüge man offen legt damit. Ich frage mich nur, was es rechtfertigt zu glauben, dass höher qualifizierte Kekse für höher qualifizierte Menschen gerade recht wären. zum Nachdenken - bitte.
Ich mache mir Gedanken. Gedanken über den Stellenwert der Mitarbeiter in Firmen. Was Befehle und Anweisungen für das Stellenprofil angeht kann ich natürlich verstehen dass ein Management die Führung übernehmen muss, aber muss sie nicht auch für Gleichstellung und ein gutes Arbeitsklima sorgen? Natürlich MUSS sie das nicht, es gibt verschiedene Ansätze zur Führung von Abteilungen und Firmen. Ich glaube der Weg über die Persönliche Zufriedenheit der Mitarbeiter würde jedoch einiges einfacher machen. Die Initiative "Pflege in Bewegung", beschreibt diese ganzen menschenunwürdigen Zustände in einem aktuellen Brief, den ich natürlich befürworte. Ich verstehe auch, dass die Köpfe von Firmen bestimmen müssen, denn ohne einen Souverän an der Spitze, könnte man es sagen wie Hobbes: "Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf". Ich denke man kann auch Chef sein ohne die goldene Keksdose mit den Fangzähnen aufzureißen und dem Rest die Krümel zu hinterlassen.
Jetzt stellt sich natürlich noch die Frage, ist alles zu spät? Kann sich noch irgendetwas zum besseren Wenden wenn die Kekse den Standard vorgeben? Darf man sich überhaupt beschweren? Ich will mich gar nicht beschweren, ich äußere meine Meinung zu den Ungerechtigkeiten die mir entgegen kommen.
Das System in Deutschland ist vergiftet, und die Pflege bekommt jeden Minute die Dosis verabreicht. Die Gesetze und die Politik machen aus einem professionellem Beruf mit enormer Handlungs- und Sozialkompetenz eine ausgezehrte, unterdrückte, weisungsbefolgende, völlig überforderte und sich selbst gefährdende, schließlich auch sich aufgebende Persönlichkeit.
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