Samstag, 22. April 2017

Zuviele Fettnäpfchen

Neulich oder auch vor einigen Posts kommentierte meine liebe Kollegin .."jeder würde bei mir sein Fett weg bekommen".. , mit der richtigen Einstellung eines Jeden ist da wohl auch 100% Wahrheit dran :)



Mein Basisprogramm zur Gewichtsreduktion habe ich bisher mit freiwilligen  Probanden durchgeführt, mein Fazit daraus beschränkt sich auf "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", im Umkehrschluss bedeutet dies natürlich auch "ohne Wille, kein Weg", Abnehmen ist nichts dass man eben mal so macht, sondern eine Lebenseinstellung die bleibt.. Alles andere führt nur zum Jo-Jo-Effekt oder zum Stillstand, beides führt zu unendlicher Frustration..

Man kann sich Kunden nicht aussuchen und da ich kein Geschäft besitze, kann ich diese auch nicht so nennen. Bisher habe ich meine Ernährungslitaneien eher auf freiwillige ehrenamtliche Basis ausposaunt, aber hauptsächlich im Beruf, wo meiner Meinung nach so einige Menschen ernährungsbedingt schwere Erkrankungen erworben haben, kann ich nun öfter mal meinen fachlichen Senf dazu geben. Es werden natürlich die Schweren Erkrankungen behandelt, die unter Umständen lebensbedrohlich sind, trotzdem wird nie nie nie mal darauf hingewiesen wie man vielleicht noch etwas entgegen wirken könnte. Oft ist dies vielleicht nicht mehr hilfreich, denn ich sehe ein dass 95 jährige Menschen wohl kaum noch Tipps zur gesunden Ernährung brauchen. Aber die Menschen die nun immer häufiger kommen sind zwischen 45 und 65 und teilweise so schwer, dass unsere Waage nicht mehr zum Einsatz kommen kann.. Traurig dass dann nicht am Hauptproblem geschraubt wird. Herzinfarkt, Diabetes mellitus usw. sind behandlungspflichtig aber Übergewicht ist immer noch ein Tabu, das Problem jedes einzelnen, schließlich kann man Gewichtsabnahme verordnen, aber es ist langwieriger und anstrengender als Insulin zu spritzen oder einen Herzkatheter mit Stentimplantationen zu erhalten. Mein tägliches Brot.



Da ich nun aber die Fähigkeit besitze zu beraten tue ich dass auch, in der Hoffnung dass ein paar Brocken hängen bleiben. Ich liebe es Ansprechpartner zu sein, nicht nur für meine Patienten, aber auch für viele Personen um mich herum. Mit so wenig Antwort oder Infos kann man so viel Klarheit schaffen.

Unsere tägliche Ernährung setzt sich aus den 3 Hauptnährstoffen Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten zusammen, natürlich sind Mineralstoffe und Vitamine nicht minder Wichtig aber dass würde den Blog sprengen, deshalb kommt dass in einem anderen Beitrag. :)
Das meines Erachtens größte Problem bei der Ernährung liegt wohl im Fettgehalt der Speisen die die Menschen sich zuführen. Wenn man bedenkt dass kleine Menschen (ich gehe von mir selbst aus ;)) nur 45-50g Fett pro Tag essen sollten dann erschließt sich dem ein oder anderen vielleicht schon von ganz alleine wo der Knackpunkt liegt. Man nehme 600g Hähnchen (4 Portionen) und einen Schokoriegel (der mit gesunder Milch und Cerealien) und vergleiche den Fettgehalt, bedeutet 5g vs. 8g. Wie viel Nährwert haben 4 Portionen Hähnchenfleisch im Gegensatz zu diesem einen leeren Schokoriegel. Beides hat Vor- und Nachteile und ich streite nicht ab dass ich manchmal auch dringend einen Schokoriegel brauche aber trotzdem sollte man darauf achten dass das Fett das man am Tag zur Verfügung hat mit gesunden Lebensmitteln zu decken ist und der Schokoriegel auch vor kommen kann - aber auch bedeutet dass etwas anderes reduziert werden muss. Man kann schließlich nicht alles haben ;)
Ich rede nicht über sportliche Menschen, denn gerade diese achten meist  sehr genau auf Ihre Ernährung und wenn sie es "mal" nicht tun haben Sie es beim nächsten Training wieder verbrannt oder haben es  zuvor schon verbrannt.



Für alle die, welche mit den Kilos kämpfen und sich immer Fragen wo schlanke Menschen das denn "alles hin essen", so liegt es doch meist daran dass sie sich regelmäßig sportlich betätigen oder zu den wenigen Prozent der Menschheit gehören die einen wohlwollenden - alles - möglich - machenden - Stoffwechsel besitzen.
Um 1 kg Körperfett abzubauen muss man im Vorfeld einiges leisten, denn dafür müssen ganze 7.000 kcal eingespart werden. Dabei darf man Körperfett mit reinem Fett nicht verwechseln. 1 kg reines Fett hat 9.300 kcal, 1 kg Körperfett besteht aber nicht nur aus reinem Fett sondern auch aus Zellen mit Wasser und Eiweiß, daher kommt man auf rund 7.000 kcal beim Körperfett (nur am Rande ;))



Jetzt kann man aber auch erkennen warum gesundes Abnehmen Geduld und Zeit braucht, denn selbst wenn 7 Tage die Woche 500 kcal gespart werden kann man erst auf ein 1/2 kilo weniger Gewicht hoffen. Dies kann man mit ausreichend Bewegung/Sport natürlich unterstützen und beschleunigen. Die die zu Beginn Ihrer Gewichtsreduktion sehr viel Gewicht verlieren wiegen meist auch viel mehr als die, die nur 5 kg zum Normalgewicht erreichen möchten.

Gesund und völlig normal sind 0,5-1kg pro Woche.


Wer jetzt meint ich würde Fette verteufeln, tut mir unrecht. Es gilt nur ein gewisses Maß einzuhalten (0,8g Fett pro kg Körpergewicht - Normal- oder Idealgewicht bezogen) und natürlich das richtige Fett zu essen.
Fett ist nicht gleich Fett! Wie bei uns Menschen gibt es gute und böse ;)

Ein kleiner Überblick

gesättigte Fettsäuren (böse)





Dann gibt es noch die "guten" (einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren), diese sollten den Großteil unserer Fettzufuhr ausmachen. Dazu kommt nun noch das mehrfach ungesättigte Fettsäuren vom Körper nicht selbst hergestellt werden können und unbedingt zugeführt werden müssten, auch hier eine kleine Übersicht:

einfach ungesättigte Fette:          Olivenöl, Rapsöl, Avocados, Nüsse, Samen

mehrfach ungesättigte Fette:  

Omega-6-Fettsäuren:              Nüsse, Maiskeimöl, Sonnenblumenöl, Weizenkeimöl, Distelöl

Omega-3-Fettsäuren:              Lein-, Soja-, Walnuss-, Rapsöl, fettreiche Fischsorten (Makrele, Lachs,
                                                 Hering, Forelle, Thunfisch)

Wie man erkennen kann liegen Pflanzenöle weit vorne :)

Um das ganze auch Vegetarier/Veganer - freundlich zu gestalten gibt es natürlich neben den Fischsorten mittlerweile Omega-3- oder 6-Fettsäure Kapseln die aus Algenöl oder aus verschiedenen Pflanzenölen zusammengesetzt sind.



Dieses Thema ist unendlich fett, deshalb kann man Bücherweise Literatur und Rezeptbücher finden die das Thema Low Fat oder "gesundes" Fett nochmals aufgreifen. Ich denke wenn man die Basics weiß und versucht diese zu beherzigen ist man schon weit. Zuviele Menschen greifen immer noch wahllos zu Lebensmitteln und jeder noch so kleine Gedanke über das Stück auf dem Teller ist Gold wert!

Guten Appetit! :)

Samstag, 15. April 2017

"M" G43.9 - Das Übel im Kopf

ekelerregend, hart, stechend, dumpf, existienziell, schmerzend, weinend, vom Leben aufgegeben, unstillbar, resistent, unerwartet, zerstörend, spaltend, dunkel, leise, mörderisch, alleine... alles nur Worte - aber solche die einem im Kopf schwirren, während einem Tag;

Migräne


Es ist fast schon eine Geschichte, meine Geschichte, die ich nun schon über 15 Jahre mit mir herumtrage. Es ist ein kleiner Teil von mir, trotzdem einschneidend und niederschmetternd. Schnell wieder vorbei aber scheinbar unendlich.
Wer Sie schon erlebt hat weiß wovon ich rede, und ich bin froh dass meine nach maximal 24h auch wieder verschwindet, immerhin hält es bei anderen mehrere Tage und gar Wochen an. Da darf ich mich wohl auch wieder glücklich schätzen.
Seit ich 14 Jahre alt bin, erschüttern widerliche Anfälle meinen Kopf. Im Fachbuch steht dass Sie häufig im 35.-40. Lebensjahr ausbricht und etwa 12-14% der Frauen und ca. 6% der Männer betroffen sind.
Ich versuche oft Sie einzugrenzen, festzustellen wann es kommt aber es geht nicht. Als Jugendliche war ich teilweise 3x pro Woche außer Gefecht gesetzt und später mehrmals pro Monat. Es kam auch vor dass Sie 6 Monate aus blieb und dann wieder alle 10 Tage antanzte.
Man führt schon irgendwie ein Doppelleben, mit dieser Bombe im Kopf die jederzeit explodieren kann. Man plant sein Leben, macht Termine oder Verabredungen aus - und "bääääm" da kommt Sie auch schon... Rigoros zerschmettert Sie einfach alle Vorhaben und reduziert diese aufs Bett und geschlossene Rolladen. Natürlich erwischt es mich auch wenn ich mal nichts vorhabe.. nur dann muss man sich nicht erklären. Diese Gesichter und Tonlagen die zur Antwort kommen, wenn man von Migräne spricht gehen schon weit auseinander. Meist kann das gegenüber nur schwer verstehen dass es wirklich ist und meint es sei "nur" Kopfschmerz - den man hin und wieder vielleicht als Ausrede einsetzt.. OHHHHHH NEIN.. Migräne ist ein Kopfschmerz in Dimensionen die man sich nur vorstellen kann wenn man diese selbst durchlebt hat. Denn es nutzt nichts, sich kurz mal auszuruhen, es nutzt nichts sich Medikamente einzuwerfen.. es nutzt einfach nichts.



Da liegt man nun, dunkler Raum, vorzugsweise mit Bett, denn Fernsehergeräusche machen dass ganze noch unerträglicher. Begleitet von Übelkeit und Erbrechen will ich manchmal meinen Kopf an die Wand schlagen um den dumpfen, drückenden Schmerz zu überbieten. Manchmal "nur" weinend, manchmal ganz still, wenn man zwischen Trance und Realität schwebt. Ich neige schon etwas zu Melancholie, was wohl mit meinem Sensibelchen-Ich zusammen hängt. Vielleicht kann ich so das Geschehnis aber auch besser aushalten. Schließlich weiß ich dass morgen alles wieder Gut ist.
Es ist trotzdem schwer zu ertragen dass mir kostbare Lebenszeit so genommen wird und so führt jeglicher Anflug dieser Pest schon zu deprimierender Stimmung. Unendlich Traurig gebe ich mich mittlerweile geschlagen und verzieh mich mit meinem Eimer.

Es ist nicht alles Gold was glänzt! Jedem dem du begegnest, mag den Anschein erwecken alles sei Super. Aber es hat jeder sein Päckchen zu Tragen. Ich liebe diese Floskel, weil ich Sie wirklich als Wahr empfinde. Natürlich gibts auch die, die sich rundum glücklich schätzen. Zwischen, Nach und Vor meinen Migräne-Anfällen bin ich das auch.

Meine Freunde kennen das. Wir mussten schon so manchen "Musik"-Party-Abend früher verlassen, nebenbei muss man dann ins Feld oder den Mülleimer im Kinosaal beehren. Da braucht man nichts schön reden. Die meisten Veranstaltungen konnte ich erst gar nicht besuchen, obwohl es so lange geplant war. Außerplanmäßige Stops auf Autobahnen dürfen auch nicht fehlen, ich weiß wie es hinter Leitplanken aussieht. Man darf einen Tag später auch drüber lachen.

Mein Mann und meine beste Freundin müssen mich nur kurz ansehen. Sie wissen schon vor mir wie mein Tag ausgeht.
Ich ging krank zur Arbeit und damit auch krank von der Arbeit, immerhin dass habe ich mir gemerkt und bleibe nun gleich Zuhause anstatt den Märtyrer zu spielen. Den will niemand haben.

Es tut weh - als wären Arterien zerborsten oder Risse im Schädel. Als würde ein eiserner Schraubstock mit ganzer Kraft die Ohren zusammendrücken. Fast schon poetisch ;)
Vielleicht ist dass das positive der Schmerzen. Man kann in allem etwas positives finden. tiefsinnig und empathisch wird man allemal, wenn man soetwas durchgestanden hat.
Ich könnte sogar ein Buch über Toiletten schreiben, nämlich welche super sind und wo man nicht mal zum "sich übergeben" hingehen sollte...:) Man lernt dazu!
Bevor man sicher sein kann dass es Migräne ist (schließlich war ich 14) habe ich im Laufe der nächsten Jahre so einiges abklären lassen. Von EEG über CT zeigten sich zum Glück keine Spinnereien. Lediglich ein paar hässlich durcheinander geratene Hormone wirbeln in mir ihr Unwetter. Tja, so unspannend Hormone auch sind, habe ich es mir wohl mit ebendiesen grundlegend verscherzt ;)

Die Medizin ist ziemlich erfinderisch und es gibt so viele Behandlungsmöglichkeiten für Madame Migräne. Von niedrigdosierten ß-Blockergaben, über Triptane  und andere Langzeitmedikamente, sogar Antiepileptika. Das meiste habe ich ausprobiert. Mir wurde von den Medikamenten nur noch mehr übel, deshalb habe ich für mich festgelegt, einfach nichts mehr zu nehmen, sowieso ungesund für Leber und Co. Sogar mein Hausarzt der mir starke Schmerzinfusionen zukommen ließ hat nicht schlecht gestaunt dass ich irgendwie resistent scheine.



Das einfachste Rezept bei Migräne ist für mich ein Bett, ein Eimer und ein geschlossenes Fenster mit Rolladen. Dann ein paar Stunden - maximal ein Tag warten. Fertig. Mein Leben geht weiter.

Es soll Sie geben - die Trigger ;) Auch diese Parmesan - Rotweingeschichten versuchte ich und es hat nichts gebracht. Rotwein trinke ich sowieso nicht aber bei Parmesan bin ich echt froh. Den liebe ich. Der darf bei den Pasta-Partys nicht fehlen.
Yoga, progressive Muskelentspannung, Dehnübungen, Gewichtsreduktion. Das alles tut super gut, aber die Migräne bleibt. Ich habe mich damit abgefunden, und dass fällt mir leicht zu schreiben, während ich gerade keine Schmerzen habe aber wenn es dann mal wieder soweit ist und das Leben einfach so gemein erscheint, muss man sich trösten, denn es geht vorbei.
Natürlich weiß ich, da ich es jeden Tag sehen muss dass es anderen Menschen wesentlich schlechter geht und diese hätten wahrscheinlich gerne einfach Migräne anstelle von chronisch degenerativen Erkrankungen.
Daran werde ich jeden Tag erinnert wenn ich zur Arbeit gehe. Trotzdem war es mir wichtig klarzustellen dass Migräne nicht einfach Kopfschmerz bedeutet.


Sie lässt die Uhren still stehen!


Dienstag, 4. April 2017

Main Zuhause

Schon immer wohne ich an diesem Fleck.


Oft habe ich mir vorgestellt wie es wäre wenn ich anderswo wohnen würde. Einfach weg ziehen, einfach umziehen, packen, einziehen. Diesen Gedanken habe ich oft mit mir rumgetragen - weiter bin ich nicht gekommen.
Vor 13 Jahren als ich meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin begonnen hatte - so ohne Führerschein, blieb mir nichts anderes übrig als ins "Schülerwohnheim" am Krankenhaus zu ziehen, dort war die Berufsfachschule und mein Ausbildungsbetrieb, ich hatte alles innerhalb von 300m. Es war schlimm. Ich musste mich auf 1 Zimmer beschränken, was mir echt schwer gefallen ist, da ich Zuhause überall so meine Lagerungsecken habe, da es vorübergehend geplant war hatte ich dann doch nicht alle meine Sachen mitgenommen. Es war laut und kalt und manchmal auch etwas langweilig. Ich hatte direkt gegenüber zwar die beste Kollegin die man sich wünschen konnte für diese 3 Jahre - trotzdem, war es nicht mein Zuhause und ich bin jedes Wochenende und so oft es ging nach den Diensten oder meinen freien Tagen heim.
Was ich hier von mir gebe ist wohl jammern auf höchstem Niveau denn mein Zuhause war 7 Auto Minuten vom Krankenhaus entfernt und andere Menschen die ich nun kennengelernt habe würden mich auslachen, tun es vielleicht auch.


Der Klotz ganz links war mein Wohnheim, gleichzeitig Schule und rechts das Krankenhaus


Ich kann mir einfach nicht vorstellen wo anders zu wohnen, mein Zimmer, mein Stockwerk hier im Haus meiner Eltern, unser Garten, meine beste Freundin 2 Häuser weiter, alle Verwandten im gleichen Ort. Ich weiß gar nicht warum ich so fühle aber ich fühle mich nirgends so sehr Zuhause wie hier - und ich werde auch nirgends hin gehn. Ich kann blind durch den kleinen Ort gehen und würde überall ankommen. Ich hab den Wald um die Ecke und den Main die Straße runter.
Mein Bruder, schon fast ein Nomade wohnt schon lange nicht mehr hier, reiste durch die Welt und in Deutschland umher, wechselnde Wohnungen, wechselnde Nachbarn, wechselndes Zuhause. Nichts für mich. Selbst wenn meine Nachbarn dies lesen würden kann ich beruhigt sagen, dass ich gerne hier bin. Nicht jeder kann aus seiner Haut aber ich bin froh mit den Leuten die ich seit 30 Jahren hier um mich habe. Die mich kennen - oder auch nicht mehr. An die ich gewöhnt bin und Sie akzeptiere.



Letzten Sonntag wäre mein 25 km Wettkampf in Seligenstadt gewesen und 2 Wochen zuvor, nach meinem letzten 20 km Lauf merkte ich ganz ekelhaft wieder meine Plantarsehen guten Tag sagen. Ich beschloss sofort eine Laufpause zu machen, da ich zuvor mal den Schmerz ignorierte - Nicht gut. Jetzt fängt die 3. Woche ohne Laufen an und es ist sehr mühsam, traurig und ich bin echt geknickt dass es schon wieder ein kleiner Rückschlag war. Ich habe vermehrt Stabilisationstraining gemacht und bin Rad gefahren, zahlreiche Stundenlange Wanderungen mit meinem Hund erledigt und kann jetzt sagen, dass es gut war. Ich denke Ende nächster Woche werde ich mal wieder ein Probeläufchen machen (Ostern).
Wenn man den Ultraläufer vor der Nase hat ist es schwer für mich ruhig zu bleiben, ich erhöhe mein Training und versuche irgendwie da mitzumachen (hahahaha).. Ich kann nicht mithalten, das weiß ich aber dieses Verletzungsfreie Megaman-Training meines Mannes würde ich aber so gern mit machen. Nicht das Tempo aber die Distanzen. Ich schaute also wieder gespannt zu wie er sein Rennsteig-Training durchläuft und ich bin so stolz wie er das macht. Furchtlos, Stark, Diszipliniert, so voller Leidenschaft.
Letzten Sonntag also lief er 40km durch den Spessart und ich konnte nicht anders als auf mein MTB zu steigen und los zufahren.



Ich fuhr los als dicke Regentropfen meine noch traurige Stimmung drückten und ich an den Start des Wasserlaufs in Seligenstadt denken musste, den ich aus Vernunft nicht angetreten war. Ich entschied mich für die andere Richtung und fuhr Richtung Miltenberg. Ich wurde richtig nass und ließ mir noch offen wie weit ich fahren würde. Ohne Musik und nur mit mir selber war ich recht einsam auf meinem Rad und dachte an Zuhause - was mich zu diesem Blog führte. Ich kam an so vielen Ortschaften vorbei mit denen ich mich verbunden fühlte. Am Main entlang nach Miltenberg dachte ich darüber nach wie gern ich hier eigentlich bin und wenn man da so vor sich hin fährt wird man ja ganz sentimental. ;)


Wenn man Tag ein Tag aus "wohnt" vergisst man manchmal wie schön es um einen herum ist. 




Die Clingenburg über der hübschen Klingenberger Altstadt mit seinen Weinbergen, den ganzen Weg entlang zwischen Erlenbach und Großheubach. Das Kloster das direkt auf dem Engelberg sitzt, wo ich mit dem Musikverein früher unterwegs war. Ich liebte nicht die Kirche aber doch irgendwie die Musik zu Wallfahrten. Den Musikverein habe ich nun schon lange hinter mir gelassen, da es nicht mehr in mein Leben passte und zu zeitintensiv wurde. Ich sage immer ich bin doch der gleiche Mensch, aber wenn man die Zeit seines vergangenen Lebens durchgeht... - doch nicht. Mein Sport ist längst zeitintensiver geworden als ich je in meine Klarinette gesteckt hatte. Trotzdem hole ich Sie jedes Jahr an Weihnachten raus und spiele.





In Kleinheubach steht ein Schloss und in Miltenberg prangt die Mildenburg, ein Kirchturm nach dem anderen ragt in den Himmel. Vertraute Bilder die ich sehe, während ich mit durchschnittlich 20km/h durch die Gegend fahre. Ich denke für mich war es schnell genug - ich bin zufrieden :)
Das "Schülerwohnheim" und das Krankenhaus in Erlenbach sehe ich aus weiter Ferne am Waldrand bis ich durch die stinkenden Glanzstoffwerke nach Elsenfeld komme. Das Bahnhofsgebiet war überfüllt mit Menschen die Ihr Ziel noch nicht erreicht hatten. Ich auch nicht dachte ich. Inzwischen hatte die Sonne angefangen zu scheinen und ich entschied mich doch noch weiter zu fahren. Die Obernburger Fußgängerbrücke über den Main ließ ich also hinter mir. Unzählige Male bin ich über sie gelaufen. So viele nette Rundwege und Brücken über die man immer neue Laufwege entdeckt. Unglaublich viele Richtungen und neue Entdeckungen hatte ich von hier aus zu Fuß schon gemacht..



In Kleinwallstadt angekommen, fuhr ich rasch vorbei am Altenwohnheim dass, das Arbeitsleben meiner Mutter verschlungen hat und den Grundstein meines Berufswunsches gelegt hat. Zu oft hatte ich Essen gereicht, Rollstühle geschoben und auch Rollstuhlrennen veranstaltet. Ich bin dort oft gewesen, zu oft. Deshalb weiter..
Der Zug hatte mich entlang der Gleise schon eingeholt als ich am Klärwerk vorbei kam. Auf dem Weg zum geliebten Aschaffenburg, musste ich noch schnell durch Sulzbach und Obernau. Nicht so viele Verbindungen zu diesen Punkten aber zu Fuß immer ein willkommenes Ziel.. Die schimpfenden Umgehungsstraßenschilder ließ ich hinter mir. Das ist wohl eines der negativen Seiten dieser Region. Ich hab das Gefühl die Menschen sind so verwöhnt, verwöhnt vom Wohlstand dass Sie immer etwas zu beanstanden haben. Die Umgehungsstraße kann ich noch nachvollziehen wenn  man an dieser Durchfahrtsstraße wohnt. An der A3 Autobahn durch den Spessart kann man aber nun lesen "Nationalpark - Nein, Danke". Ich bin dafür. Ich bin der Meinung alles was jetzt noch grün ist muss es auch bleiben. Viel zu viel fuhrwerkt die Menschheit im Wald herum. Ich bin total erschrocken wie abgerodet unser Wäldchen um die Ecke nun ist.. Schlimm..



Die Turmspitzen des Aschaffenburger Schloss Johannisburg kommen mir entgegen und ich freue mich endlich dort zu sein. Es war eine Lange windige Fahrt von Miltenberg nach Aschaffenburg.
Leider waren die Fotos nicht ganz so schön anzuschauen da es recht trüb war und wolkig. Aber die eigene Heimat ist wohl selbst im tristen grau bunt.
Als ich in Aschaffenburg auf der Willigisbrücke kurz stehen blieb hatte ich schon eine Nachricht von Sebi dass er zuhause war und so fuhr ich nun auch heim. Jetzt war es nicht mehr weit.
Durch Nilkheim durch, wo mich auf dem Sattel nun kein Stau lahm legen konnte immer am Main entlang. Er fließt da einfach vor sich hin..



Über Niedernberg, wo ich früher zur Schule ging war es nur noch ein Katzensprung an unserer blauen Brücke vorbei (3,3 km von zuhause). Von da kenne ich wohl jeden km von Anfang bis Ende..
Zuhause fuhr ich dann noch meine liebste Laufrunde ab um schließlich völlig müde nach 80 km heim zu kommen. Um meinem Ernährungsblog gerecht zu werden, erzähle ich euch noch von meiner Verpflegung während der Fahrt. Obstpüree und ein Balisto ;)..



Ich kenne viele Menschen die oft umgezogen sind und keine Probleme mit neuen Umgebungen haben. Ich fahre weltweit gerne in den Urlaub, von mir aus auch monatelang. Aber Zuhause ist nur hier.

Schon immer - für immer.