Samstag, 13. Mai 2017

Der Super-Food-Orbit

Zwischen Bio-Galaxy und Fairtrade-Glitzer


So wie alle Ernährungsterroristen will auch ich einmal darüber aufklären was dahinter steckt.

(Achtung: Dies könnte Sarkasmus, Ironie und Wahrheit enthalten.)


Seit geraumer Zeit füllen sich die Regale immer mehr mit Chiasamen und Goji-mist. Mist sage ich extra provokativ, da ich denke man könnte auch heimische Super-Foods essen, die nicht einmal (oder mehrmals) um den Globus geflogen sind.



Na klar, kann man mir jetzt die Bananen, die ich täglich verspeise um die Ohren hauen aber ich will nur erreichen, dass jeder einen kurzen Moment aufatmet und kritisch betrachtet wo die Lebensmittel herkommen, die wir uns so BIO - so umweltbewusst - so fair in den Einkaufswagen stopfen. Das BIO-Fass will ich lieber erst gar nicht öffnen, denn Bio bedeutet nicht gleichzeitig super...
Regional müsste es sein. Etwas auf das wir alle abfahren. Bio also, unter kontrolliertem Anbau, natürlich gewachsen ohne bestimmte Chemikalien die in der Großindustrie gängig sind. Heißt aber nicht das Sie besser sind, da BIO von der gesamten Welt stammen kann.
Wir wollen damit unser BIO-Gewissen grün färben, und genauso geht es uns mit den trendigen sogenannten Superfoods, die außerordentlich gesund scheinen und uns in die Alternative Ebene von "Veggie" und "Eat-clean" schnuppern lässt.

Derweil erkunden wir den Supermarkt und merken nicht wie unser CO2-Fußabdruck stetig wächst, da die Bio-Äpfel aus Neuseeland gerade im Angebot sind und das Quinoa-Urkorn aus jeder Ecke zu sprießen scheint.

Wir haben uns eine Superfood-Zwickmühle angelacht.

Die Länder, von denen die Produkte stammen sind meist Entwicklungsländer und die Menschen die dafür sorge Tragen dass Sie letztendlich gepflückt in unserem Einkaufswagen landen bekommen nur den Bruchteil dessen, was die meist hochpreisigen Lebensmittel letztendlich kosten.
Man will aber nun unterstützen, denn oft hängt auch ein Fairtrade-Siegel dran. Die Bauern die, die Früchte hegen und pflegen könnten sich die Ware gar nicht leisten und sind in den Strudel der westlichen Konsumgesellschaft geraten.


Mit uns nicht - aber ohne uns geht es scheinbar auch nicht. 


Wenn wir die Dinge nicht kaufen, wird es auch nicht besser. Deshalb muss man sich im Vorfeld die verschiedenen Siegel ansehen und feststellen ob diese auch seriös sind.



Ein "Superessen" das aus ferner Welt angereist kommt und die alles rettenden Super-Vitamine und Eiweißquellen enthält. Davon hat unsere Apfel-Karotten-Acker-Kultur immer geträumt. Wenn wir nur ein Löffel davon nehmen werden Nieren neu geboren und Muskelzellen explodieren zum "8-pack" ;)

Die 100g Goji-Beeren für 4,79 € geben uns den Vitamin-C-Kick schlechthin. Das stimmt sogar, aber unsere heimische Johannisbeere schafft das allemal. (Ja, auch die kann man ins Müsli mischen). Chia-glibber in Joghurt oder Shakes soll dem Fitnesslevel einen ordentlich Powerboost bescheren - dabei haben Brennnesselsamen einen ähnlichen Proteingehalt. Sogar die Omega-3-Fettsäuren von Leinsamen sind höher als die der Chiasamen!



Eine kleine Gegenüberstellung der Gladiatoren hat ergeben:



Gojibeeren        vs.     Johannisbeeren, Sanddorn, Hagebutten

Chiasamen       vs.      Leinsamen, Brennnesselsamen

Matchapulver       vs.      Kamille, Lavendel, Löwenzahn, Hagebutte

Quinoa         vs.       Hirse, Grünkern, Dinkel

Acai      vs.        Heidelbeere, Sauerkirsche, Rapsöl/Leinsamenöl



Natürlich findet man obige Liste zu Hauf im Netz und allen möglichen Magazinen aber wer hat sich tatsächlich mal damit auseinander gesetzt?
Man darf kaufen was man möchte ABER vielleicht wird der eine oder andere darüber nachdenken ob die trendigen Superfoods, die teuer sind und teils aus einem anderen Universum stammen wirklich nötig sind ;)

Ich wünsche mir für jeden Leser ein Bewusstsein dafür was der logische und richtige Weg ist im Hinblick auf unsere Umwelt (und den Geldbeutel). Möge jeder seine Rolle darin finden ;) Man muss nicht 100% geben aber stellt euch vor, jeder würde einen kleinen Beitrag leisten.

Ja, wie immer klingt mein Schluss etwas theatralisch und übertrieben aber es ist mir eben ein Anliegen. Ohnehin stammen die wahren Superfoods nicht hieraus: :)



Essen, Umwelt, Gesundheit, und ein bisschen (viel) Bewegung - meine Symbiose eben. 




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